Die Sehnsucht nach “normalem Kaffee”
„Ich hätte gern einen normalen Kaffee“ sagt ein Herr mit Hemd, Flanelljacket und Stoffhose, an meiner Kaffeebar stehend zu mir. Ich schätze ihn zwischen 50 und 60 Jahre. Gerade arbeite ich in Nürnberg auf der SPS. Da geht es um Steuerungstechnik, aber auf dieser Messe ist es auch nicht anders als in anderen Städten auf anderen Messen. Viele wollen „normalen Kaffee“. Das ist einer der häufigsten Wünsche, die an mich gerichtet werden. Aber was ist normaler Kaffee? Eine Antwort ist schnell gefunden, die Optionen sind allerdings vielfältig.
Deutschland, das Land des Filters
Da stehe ich also an meiner Siebträgermaschine und es wird normaler Kaffee verlangt. Im Kaffeereport 2022 steht geschrieben, dass 49 % aller regelmäßigen Kaffeetrinker in Deutschland Filterkaffee trinken. Wir sind halt nach wie vor noch eine Nation des Filterkaffees. Ist ja auch klar, wir leben in dem Land, in dem die Filtertüte erfunden wurde (Melitta Bentz im Jahr 1908). Zugegeben es gibt große Unterschiede in den Altersgruppen: nur 17 % der 18 – 21 jährigen Kaffeetrinker geben an, Filterkaffee zu trinken und rund 58 % aller 56 – 75-Jährigen bevorzugen diese Art des Kaffees. Für viele ist das der normale Kaffee. Sie meinen in der Regel aber immer einen „schwarzen Kaffee“
Also, was kann es geben, an der Siebträgermaschine? An schwarzen Kaffees kann ich eine große Auswahl bieten. Nur einen Filterkaffee auf jeden Fall nicht, da es sich um einer völlige andere Zubereitungsmethode handelt. Alle anderen Möglichkeiten schwarzen Kaffeesgenusses erläutere ich hier einfach einmal. Also verzichten wir in diesem Artikel auf Milch.
Diese hier könnten es sein: eine schwarze Liste
Ristretto. Das ist wirklich der Kleinste aller schwarzen Kaffees. Er hat nur ein Volumen von 15 – 20 ml, wird aber mit der gleichen Kaffee(mehl)menge in der gleichen Zubereitungszeit wie ein Espresso hergestellt. Er ist für ganz Eilige und die Menschen gedacht, die sich maximale Kaffeekonzentration wünschen.
Espresso. Der Klassiker der Schwarzgetränke an einer Siebträgermaschine. Der ihr auch den Namen Espressomaschine gab. Für deutsche Verhältnisse ist er mit 25 – 30 ml ein „kurzes“ Getränk bei 8-9 g Kaffeemehl und einer Laufzeit von 25 – 30 Sekunden. So trinken die Italiener ihren Caffe: In die Bar gehen. Espresso bestellen, zwei Worte mit dem Barista wechseln und wieder gehen. Das war’s.
Doppio. Das ist der Zwillingsbruder oder auch -schwester des einfachen Espresso. Doppelte Kaffee(mehl)menge, doppelter Getränke-Output und gleiche Laufzeit. Einfach doppelter Espressogenuss.
Cafe Lungo. Der Cafe Lungo ist länger als der einfache Espresso und damit kommen wir unserem „normalen Kaffee“ schon näher. Er besteht aus mehr Getränk in der Tasse (50 – 60 ml) und läuft aber auch länger als der Espresso, nämlich 40 – 60 Sekunden. Die Menge an Kaffeemehl und der Mahlgrad bleiben gleich. Dadurch kann der Lungo auch schnell etwas bitter schmecken.
Americano. Diesem Getränk geht eine Legende voraus: amerikanischen GI s war es bei der Landung in Italien etwas suspekt bei einer Kaffeebestellung immer nur so kleine „Spielzeugtassen“ zu bekommen, zudem war das Getränke viel zu stark. Denn, die USA ist ja auch eine Filterkaffeenation. Also verlängerten die italienischen Cafe-Besitzer den „kurzen“ Espresso einfach mit heißem Wasser. Mehr Menge (ca. 120 – 140 ml) und nicht mehr so stark. Der Americano war geboren. Und hier sind wir schon bei einer Menge an Kaffee und ungefährer Stärke wie, wir es in good old Germany kennen. Aber das ist noch nicht alles.
Cafe Creme. Er wird auch Cafe Crema oder Schümli gennant. Er ist ein langes Getränke mit ca. 120 – 140 ml. Die Bezugszeit ist genauso lang wie beim Espresso, weil der Barista den Mahlgrad gröber einstellt. Auch dieses Ergebnis erinnert an den Filterkaffee und ist eine Option für unseren Herrn an der Theke.
Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren freundlichen Barista
Für alle, denen das zu viel ist: fragen Sie Ihren freundlichen Barista. Der sollte es wissen. Allerdings kann es immer sein, dass er zum Beispiel den Ristretto oder auch den Cafe Crema nicht anbietet, die verlangen nämlich einen anderen Mahlgrad als die anderen Varianten. Also seien Sie bitte ggf. nachsichtig.
An Kaffeebars von Gesprächsstoff bekommen Kunden, die einen schwarzen Kaffee bestellen stets einen Americano, wie auch mein Gast, der vor mir steht.
Für Cafe Creme fehlt meistens der Platz für eine weitere Kaffeemühle. Die meisten sind mit dem Americano sehr zufrieden. Wem der jedoch zu schwach ist, der kann ja auch einen Americano mit einem doppelten Espresso bestellen.
Was ist nun besser? Tja, Geschmackssache. Am besten Sie finden es selbst heraus.
Viel Erfolg und echten Kaffeegenuß mit dem neuen Wissen. Schreiben Sie mir gern, was Ihr Favorit ist.